Freitag, 8. Juli 2011

Montag, 27. Juni 2011

3. Juni, New Hampshire

Endlich unterwegs. Nach ewigem Anstehen, ließ uns der Immigration Service ins Land. Die Autovermietung fiel als letzte Bastion, nachdem ich mich über Miss Atkinson beschwert hatte (so unfriendly) und wir haben unseren Chevy. Selbst der Mörderstau vom JFK hinaus kann uns nur zwei Stunden (allerdings auch die letzten Nerven und die letzte Kraft) rauben.
Eine Nacht schwer gejetlagt später, nach den Riesenbetten und einem großartigen Frühstück in einem Holiday Inn in Mount Kisco, geht es nach Norden durch grüne Hügellandschaften an wenigen Städten wie Hartford, Springfield vorbei.
Noch vor unserem eigentlichen Ziel: Hanover, NH sehen wir in einem Dunkin' Donuts den ersten Elch.
Er verhält sich ruhig, als ich ihm ins Geweih greife, spuckt aber reichlich Wasser.

4.Juni

In Hanover pustet der Wind stürmisch und weht Studenten über die Hauptkreuzung. Endlich treffen wir Franzi und Matt.
Unser Basislager liegt in der Nähe an einem wundervollen See.  An dessen Ufer stehe ich um 5 Uhr früh im Bademantel und beobachte den Dunst, der im frühen Licht über das Wasser treibt. Wenig später erfahre ich, dass ich 3 Grad Celsius überlebt habe. Die Luft riecht fantastisch, doch kein Elch.

Auf Reisen sind oft gerade die Dinge anders. mit denen man täglich zu tun hat. Das Bett hat z.B. die Höhe eines Sprungpolsters beim Stabhochsprung und ich fürchte mich davor, durch eine ungeschickte Drehung auf den Laptop zu fallen.
In der höchst komfortablen Dusche sorgt eine Batterie von mindestens 3 Hebeln bei entsprechend kombinierter Benutzung für Wasser warm oder kalt aus festem oder mobilem Duschkopf. Versuch und Irrtum lassen mich mehrmals kalt nass werden, bis ich endlich im heissen Sprühnebel stehe. Ausserdem:
Gibt es hier keine Klobürsten?
Der Drehknopf als Türverschluss und der Reißwolf im Spülbecken.
Es geht uns verdammt gut.

Ich lese in der ZEIT einen Artikel (Seeschlacht). Ein Herr Becker hat bei Berlin einen ganzen See um 400.000, - € gekauft, um damit Gewinn zu machen. Immer mehr empöre ich mich beim  Lesen, zusätzlich gepusht vom starken Kaffee, dass die Politik das zulässt. Mittlerweile ist dies auch nicht mehr möglich. Das sind einfach grundsätzliche Tabus, der Handel mit der Natur. Irgendwo muss eine Staumauer private Gier eindämmen.
 "Unser" See hier ist umzingelt von privaten Besitztümern, hat aber zumindest einen Rundweg.
Auch global sollte immer mindestens ein Rundweg gewährleistet sein, der es allen Menschen ermöglicht, die Kontinente zu erwandern . Eine unvorstellbare Utopie.

Da kommt gerade Jutta. Sie schafft es nicht, in der Dusche das Wasser abzudrehen. Dazu habe ich einen heißen Tip.

5. Juni

Gestern haben wir eine erstaunliche Entdeckung gemacht, für hiesige Verhältnisse: Man kann den See komplett umwandern. Das dauert ein paar Stunden, ist aber wunderschön. Angeblich kann man Elchen begegnen, aber auch Schwarzbären und Füchsen. Wir begegnen lediglich dem Manager des Schigebietes von Dartmouth College. Sein Hund ist ein Labrador namens Emma und tut uns angeblich nichts, wenn wir sein Herrchen in Ruhe lassen.
Er meint, Amerika sollte von den Europäern einiges lernen, wie etwa die freie Zugänglichkeit der Natur. Wow!
Hier gäbe es auch eine Menge Wanderwege, die aber heimlich existieren und nicht beworben werden. Es geht da um die Unfallgefahr und die Angst der Besitzer, verklagt zu werden.
Er selber ist den Weg noch nie komplett gegangen. Ich verspreche ihm, bei Gelegenheit von der kompletten Umrundung zu berichten und Fotos zu zeigen.
Die Wegmarkierung ist sensationell gelöst: Alle paar Meter stecken blaue Quadrate an den Bäumen.




Einige nette Strände, gepflegt, sauber mit Kinderspielgeräten warten auf Familien mit Kindern.


Weil die Gefahren überall lauern, wird umfassend vor allem gewarnt. 
Ich vermisse die Typen mit den Metalldetektoren.







Lady Slipper heisst auf Deutsch Frauenschuh und ist eine Orchidee
Den ganzen Weg begleiten uns Felsbrocken, die im dichten Wald herumliegen, als wären sie vom Himmel gefallen. Ich verdächtige die letzte Eiszeit und die mächtigen Transportbänder ihrer Gletscher.
Wir erreichen unsere Unterkunft ohne einen einzigen Elch gesehen zu haben.




















Am Nachmittag gibt es Shopping light in Wal Mart und Sportgeschäften, denn Jutta möchte ein T-Shirt von den Dallas Mavericks, weil sie Dirk liebt (German Wunderkind) und ich ein Kapperl zum Laufen und Boxershorts, weil ich sonst nichts brauche. Damit füllt man keinen Einkaufswagen im Wal Mart und so kaufen wir noch einen kleinen roten Trolley, in dem wir nachher noch einen roten Rucksack finden, in dem wir noch eine kleine rote Kulturtasche finden, in der wir endlich nichts mehr finden. Das alles kostet fast nichts und ist den meisten Kunden dann auch vermutlich nicht viel wert. Die meisten Kunden sind beleibt und tragen das Unglück des Planeten ins Gesicht geschrieben. Nichts wie weg.
Vom grausigen Lebanon ins gepflegte Hanover zur versprochenen Campustour guided by daughter and friend. Eigentlich haben wir alles schon mal gesehen, aber das Wetter ist schön und wir müssen Wal Mart abschütteln. Wir begegnen Long. Auch seine Eltern kommen und gegen ihre Anreise aus Shanghai sind wir Weicheier. Ihre Flugreise über Detroit dauert 20 Stunden. Wir werden ihnen begegnen.
Nicht unbedingt begegnen möchte ich George Bush sen., der geehrt wird. Er ist 86 Jahre alt und sitzt manchmal im Rollstuhl. Angeblich hat er versprochen, mit 90 nochmal mit einem Fallschirm abzuspringen. Möge er bei der Landung seinen Sohn treffen und nicht einen unschuldigen Elch. Seine Anwesenheit und Ehrung war heftig umstritten. Die Verwaltung hat sich dann doch durchgesetzt.
Noch ist es relativ ruhig in Hanover. Die meisten der 3.500 erwarteten Gäste kommen erst kurz vor der Veranstaltung und dann wird es rappelvoll. Dank unserer langjährigen guten Beziehungen zum amerikanischen Präsidenten werden wir ziemlich weit vorne sitzen. Es wird Regen erwartet.

Franzi bleibt in Hanover und wir sind allein im Haus am See. Nach einigen blöden Witzen (The Shining, You know?)  muss ich die Türen besonders gut verschließen.

5. Juni: Das Espresso-Problem

Wir trinken gerne Espresso. Den gibt es hier selten. Unter anderem bei einer großen Kette, namens Dunkin' Donuts. Dessen Personal sind ältere, verzweifeltere und weniger gebildete Menschen, oft auch Immigranten. Das erschwert zuweilen die Verständigung.
Starbucks ist urbaner, beschäftigt Studenten, smarte Jugendliche, ist aber nicht flächendeckend verfügbar.
Zugegeben: In diesem Land ist jemand, der einen einfachen Espresso ohne Milch oder Zucker oder Flavours oder tonnenweise andere Milchprodukte möchte, ein hoffnungsloser Exot.
Wir wollen trotzdem unseren Kaffee haben.
Heute scheiterten wir mit der Bestellung: without milk and without sugar.
Es wurden Milchkaffees. Dabei wirkte der Typ, als hätte er es kapiert.
So haben wir heute mit einer Linguistikexpertin eine neue Formel entwickelt, die zu mindestens 98% das richtige Produkt liefern sollte:

One espresso, single shot (double shot), plain with nothing in it!

Leider bleibt die 2%ige Chance, dass with nothing in it  falsch verstanden werden könnte und man einen leeren Becher bekommt. Der Realitäts-Check steht noch aus.




Der Appalachian Trail durchquert Hanover und nach einer Stärkung in einem großartigen Diner, wollen wir ihn ein wenig begehen. Dieser Weitwanderweg erschließt die gesamte Länge der Appalachen.
Man braucht Monate, ihn komplett zu begehen und es kann recht unangenehm werden, wegen Bären, schlechten Markierungen und den unberechenbaren Waffenträgern in den Wäldern.
Wer wissen will, was einem reifen Mann so alles auf dem Trail passieren kann, lese Bill Bryson.
A Walk in the Woods: Rediscovering America on the Appalachian Trail. (1997) (dt. Picknick mit Bären., 1999)
Der Legende nach sollte jeder amerikanische Mann einmal im Leben diesen Trail gehen.
Wieder mal begegnen wir einem Mann mit Dog, den wir nach dem schwer zu findenden Einstieg fragen.
Er bietet uns an, ihn zu begleiten auf einer kleinen Runde. Der Weg ist gut markiert mit weißen Strichen.
Wenn er einen Haken schägt, wird dies mit 2 Strichen angekündigt. Darauf wären wir nie gekommen.
Der Mann arbeitet als Programmierer im Rahmen des Cyberwars und ist von Boston nach Hanover gezogen, um seinen Kindern die Großstadt zu ersparen. Im Winter fährt er Tourenschi. Dafür gibt es zahlreiche kleine Trails (Wanderwege), weil es keine Schilifte gibt.
Wenn  dann Lifte gebaut werden, verwachsen die Trails wieder. Auf unserem Weg begegnen uns nur 2 Leute. Der Appalachian Trail scheint nicht sehr frequentiert und keinesfalls finden wir die Spuren jedes amerikanischen Mannes. Wäre er eine Autobahn, wäre das anders.
Ohne einen einzigen Elch gesehen zu haben, beenden wir die schöne Wanderung mit einem köstlichen Espresso bei Mollys. Und der ist perfekt, obwohl ich mit meinem Bestellungsgestammel fast den Mann an der Bar verwirrt hätte.


DRINK COFFEE
Do stupid things
faster with more
energy
6. Juni

Gerade höre ich das sanfte Summen des Hauses, dessen Technik uns mit der gewählten Temperatur und Frischluft verwöhnt.

Draußen höre ich echte Vögel, auch Spechte.
Nachts höre ich dicke , unheimliche Insekten, die sich gegen das Fenster werfen.
Beim Frühstück knallt ein Vogel gegen die Scheibe.
Und bis zum Umfallen höre ich zur Zeit diesen Song:







7. Juni: Appalachian Trail


Die Appalachen verdanken ihre Entstehung dem spektakulären Zusammenstoß aller Kontinente vor 290 Millionen Jahren, woraus der Urkontinent Pangäa entstand. Vergleichbar mit den Alpen, die durch den Zusammenstoß von afrikanischer und eurasischer Platte aufgefaltet wurden, türmten sich die Appalachen noch höher auf und erreichten die Dimension des Himalayagebirges. Nach etwa 40 Millionen Jahren trieben die Kontinente wieder auseinander, der Druck ließ nach und machte der Erosion den Weg frei, die seither die uralten Falten glättet und tieferliegenden ungeheuer gepressten Granit freilegt, der New Hampshire den Namen gab: Granite State.

Vom Erstkontakt ermutigt, wollen wir noch mal auf den Trail und zwar beim Mt. Moosilauke, der von jedem Dartmouth Absolventen mindestens einmal bestiegen werden sollte.
Den erreicht man, indem man auf der Interstate 89 etwa eine Dreiviertelstunde nach Norden fährt, und dann auf einer Nr. 25 Richtung Osten.
Unterwegs türmen sich die Berge immer höher, bleiben aber sanft und bewaldet.
An einer Tankstelle machen wir Rast und kaufen in einem angeschlossenen Market ein:
Meat Balls Sub und irgendwas mit Turkey, das wie eine Wurstsemmel mit Senf aussieht, prächtige Erdbeeren, Limo und eine amerikanische Flagge. Brav bezahle ich das bisschen an der Kasse bei der bissig wirkenden Kassiererin mit Kreditkarte. Als ich versuche, auf dem Display des Kartenautomaten meine Unterschrift hinzukritzeln, meckert sie verächtlich: On the bill, please.
Die Tankstellenkette heisst Irving und gehört dem Gleichnamigen, der Dartmouth College eine Menge Geld spendet und seine Tochter da untergebracht hat.
Auf der 25 C fahren wir Richtung Osten und kreuzen bald den Trail, der mit einer Tafel gekennzeichnet ist. Bereits der Einstieg hätte uns warnen sollen. Ein System aus wackelig zusammengesetzten Holzbrettern führt über die erste Sumpfstrecke, die nicht die letzte bleiben wird. Der Weg verläuft oft in einem Wasserlauf, der bei Regen oder Schneeschmelze tatsächlich Wasser führt, meistens aber einfach nur sumpfig ist. 2 mal verschwindet mein Schuh darin und lässt nur meine Socke aus. Oft sind Stege verlegt oder man hüpft von Stein zu Stein.
Weil es sumpfig ist, gibt es massenhaft Blutsauger aller Art und so wirkt ein Wanderer, würde man ihm zuschauen, wie ein um sich schlagender, manchmal hüpfender, fluchender, oft strauchelnder Wahnsinniger, der den Fehler begangen hat, sein Auto zu verlassen.
Nach etwa einer Stunde erreichen wir eine Schotterstrasse mit einem einsamen Haus. Alles ist still, kein Verkehrslärm, nur einsam. Es gibt eigentlich nur wenige Ziele oder interessante Orte am Trail. Er ergibt eigentlich keinen Sinn, weshalb auch fast niemand da geht. Dennoch wird er gepflegt und das ist gut so, weil alles andere totale Wildnis oder private property ist. Der Weg ist, was er ist, eben der Trail.
Auf dem Rückweg bemerke ich, wie ich ruhiger werde, wohl auch ein bisschen irre. Ich kann den Trail genießen in seiner Anspruchslosigkeit. Ohne auch nur einen einzigen Elch gesehen zu haben, erreichen wir unser Auto und fahren weiter, um wenigstens einen Blick auf die Höchsten der White Mountains zu erhaschen. Das ist nicht so einfach, weil hier scheinbar kein Wald gerodet wird, um dem Reisenden eine Aussicht zu bieten. Ansonsten nicht der Freund vom Kahlschlag, freue ich mich dann doch, als er sich an einem Parkplatz offenbart.
Einer von den Gipfeln in der Ferne ist der Mount Washington. Ich tippe auf links hinten.

Gestern hat sich die neue Bestellformel für den Espresso bei Dunkin' Donuts bewährt, obwohl mich der Typ etwas mitleidig angeschaut hat (siehe 5. Juni). Ich bekam Espresso ohne Milch und ohne Zucker. WOW!

2 Artikel aus der deutschen Presse lassen uns nachdenken über die Sichtweise der
Deutschen auf die Neue Welt.
Die Zeit schrieb über die desaströse Haushaltslage der USA, der Spiegel über die NBA Finals.
In beiden Artikeln wird furchtbar geunkt. Einmal ist es die wahnwitzige Umverteilung des Vermögens zu den Reichen, hohe Arbeitslosigkeit der Unterschicht, Verschwinden der Mittelschicht und überhaupt das Armageddon, wenn nicht sofort umgedacht wird.
Zum andern ist es der verletzte Finger von Nowitzki, die Überalterung der Dallas Mavericks, die bereits jetzt deren Absturz in den Best of 7 garantieren.
Die Opas mit dem kaputten Dirk haben zwar vor 3 Tagen wirklich ein Spiel verloren, gestern aber gewonnen. Wieder wird deutsch geunkt, dass Miami das so wollte, um ein Heimspiel zu kriegen.
Übrigens hatte Dirk gestern 39 Fieber, wo doch Miami Heat sein sollte.
Wir erwarten einen Spiegel über Dirk's Fieber und die zu erwartenden katastrophalen Folgen.
Doch die Headline feiert: Triumph mit 39 Grad Fieber!
Das lässt doch hoffen.
Ja, sie leben in gegenseitiger Konkurrenz, die Alte und die Neue Welt und beobachten sich mit Adleraugen. Wobei Amerika eigentlich mehr auf sich selber schaut.
Ich habe das gestrige Spiel jedenfalls nur teilweise mitverfolgt, weil ich dieses Hin und Her der 2 Teams eigentlich erst am Ende spannend finde und weil die Werbeschaltungen mich, nachdem ich sie alle kenne, nur noch nerven. Ausserdem bin ich eine deutsche Unke, die hinter jedem Spitzensport, sobald er mit der großen Finanz verbandelt ist, nur Betrug und Schiebung vermute.
Jedes Fußballspiel eines mickrigen Dorfvereins ist spannender, weil die sich einfach nur auf einer animalischen Ebene vergleichen und man das sehr schön beobachten kann. Das ist pure Verzweiflung und Kampf bis auf's Blut. Vielleicht gibt es mal ein Match Hanover gegen Lebanon. Da möchte ich zusehen mit einem Pappbecher Sam Adams Summer.


Ich gebe mein erstes Open Air in New Hampshire.
Wegen schlechten Managements performe ich fast ohne Zuschauer:


Das Video ist Teil meines Projekts: 3 Wochen lang Amerikaner sein!
Empathie funktioniert besonders gut über Songtexte. Dieser ist ein Beispiel aus der aktuellen Countrymusic.
Und hier das Original:

Die Deutung: All die Schlachten, die die Amerikaner rund um die Welt schlagen, all die Opfer
für Grillhuhn, passende Jeans, ein kaltes Bier und ein aufgedrehtes Radio?
Das kann doch nicht so gemeint sein!


Wir sind so weit gereist, um nun bereits den zweiten Vormittag am Eastman Lake herumzuhängen, der ja buchstäblich vor unserer Tür liegt. Und da sieht es eher wie an einem See im Voralpenland aus.
Dabei könnten wir nach Kanada reisen, Maine befahren, den Atlantik besuchen oder auf den Mt. Washington wandern. Nein: Handtuch, Bücher, Badehose, auf zum kleinen Sandstrand.
Eine Tafel mahnt, dass der Sand in den nächsten Jahren nicht erneuert wird.
Glauben die, dass wir hier Sand klauen und als Souvenir an Freunde verteilen?
Tochter rät uns dringend, adrett gekleidet (Badezeug drunter) zum Strand zu gehen. Keinesfalls die Umkleidekabine Badetuch benutzen.
Wer soll uns hier eigentlich beobachten? An den beiden Tagen sehen wir fast niemanden am See und wenn, dann nur für kurze Zeit. Da liegt dieser gepflegte See mit seinen sorgsam gerechten Sandstränden und kaum jemand nutzt ihn. Seit Tagen habe ich niemanden auf dem Trail um den See laufen oder wandern sehen außer mir selbst und mich sehe ich ja nur bruchstückhaft.

Nach welchem Eastman der See benannt ist, weiss ich nicht. Ein Kandidat wäre jedenfalls Charles Eastman, ein  Sioux, der Dartmouth Collage besuchte. Er hat das Massaker am Wounded Knee miterlebt und war beteiligt am Aufbau der amerikanischen Boy Scouts.

8. Juni: Die Lust der Verschwendung


Der See wird von einer Community organisiert und bewirtschaftet, die sich um Pflege, Sicherheit und Erhaltung kümmert.
Um den See sind alle paar Meter üppige Holzvillen im dichten Wald so gut versteckt, dass man sie vom See aus überhaupt nicht sehen kann. Es gibt sowohl fest dort Wohnende wie auch temporäre Nutzer.
Das Wasser des Sees hat eine bräunliche Färbung, die vom Untergrund kommt und hat mittlerweile eine angenehme Temperatur. Der Schwimmbereich ist knapp bemessen, um irgendwelche Wasservögel nicht zu stören.
Als wir eintreffen erwartet uns Kindergeschrei, eine Seltenheit. Eine Mutter mit 3 kleinen Kindern und einem Leiterwagen voll mit Spielsachen. Nach einer halben Stunde geht sie. Ich habe die Kinder gar nicht spielen sehen. Wieder mal ein Herr mit Hund, kurzer Wortwechsel und weg. 3 ältere Herrschaften, z.T. körperlich beeinträchtigt, gehbehindert sind etwas kommunikativer und fragen, ob man schwimmen kann. Ich werbe für das Wasser mit "I survived" und tatsächlich wird gebadet.

Währenddessen lese ich Jutta ein Kapitel aus "Der dritte Schimpanse" von Jared Diamond vor, in dem beschrieben wird, nach welchen Kriterien sich Menschen Lebens- oder Sexualpartner aussuchen. Wir haben viel Spaß bei der  Selbstprüfung, als wir Ohrläppchenlänge, Haar-, und Augenfarbe vergleichen.
Die 3 Alten ziehen gerade ab. "I survived too" , meint Oma stolz und wir lachen.
Ich habe den Eindruck, dass jeder von obskuren Terminen und Zwängen daran gehindert wird, hier einfach mal ein paar Stunden abzuhängen und nur blöd auf's Wasser zu schauen.
Das wäre ja Verschwendung!
Aus rein therapeutischen Gründen bleiben wir so lange bis sich dieses Gefühl der Verschwendung einstellt. Da beginnt für mich Auszeit: Hirn im Leerlauf, weder Buch noch Musik im Ohr.
Dann brechen wir auf, weil wir zu einem Termin müssen: Klamotten für Franzi kaufen.

Wir holen sie in Dartmouth College ab und fahren nach West Lebanon, einem ziemlich erbärmlichen Kaff mit einer gewaltigen Shoppingmall.
Auf dem Parkplatz brütet einen fürchterliche Hitze. Es ist als würde man aus dem gekühlten Auto direkt auf einen Grill hopsen und vom Grill in die Gefriertruhe der klimatisierten Geschäfte.

Und dann tue ich es. Vor CVS (so eine Art Drogerie) warte ich im Auto auf Jutta und Franzi.
Mit leichtem Kribbeln in den Fingern lasse ich den Motor laufen und mit ihm die Klimaanlage.
Amerikaner sein. Die Skrupel brechen weg wie das polare Eis in Zeiten der globalen Erwärmung.
Ein wenig das Fenster auf, Radio an und Klimaanlage, Gebläse auf Stufe 2, Körper dankt.
Gewissen schreit gefoltert auf irgendwo in einem schalldichten Verlies.
Franzi fragt, ob ich angesichts dieser tropischen Hitze die Einheit Amerikaner und Aircondition verstehe.
Sie sind stolz darauf, sich diese Verschwendung leisten zu können.
Die armen Europäer, die verskrupelt leiden und sich die Energie nicht leisten können.

Heute müssen wir erstmal raus aus dem Haus und damit auch weg vom See.

Skrupellos wirft Jutta noch eine Ladung Wäsche in den Trockner.
Und da schließt sich der Kreis. Zuhause schleppt sie die Wäsche raus zum Trocknen und wir klimatisieren nur durch Verdunkeln und gezieltes Lüften. Dafür müssen wir auch nicht so schuften, dass wir keine paar Stunden übrig haben, um blöd auf's Wasser zu schauen. Guter Deal?
Unser Deal!


Am Abend, immer noch hitzig schwül sitzen wir noch am Green. Hier wird das Commencement am Sonntag stattfinden. Die Bühne wird errichtet. Falls es regnet, werde ich den Poncho von Wal Mart um ca. 80 Cent überziehen. Die Prognose meldet Gewitter bei Temperaturen um die 20 Grad Celsius. Angeblich regnet es meistens.


Farmhouse Inn, Woodstock

Wir haben hier vor einem halben Jahr für 4 Tage gebucht. Das Farmhouse Inn liegt hinter Woodstock
lockere 20 Meilen von Hanover Richtung Westen. Bundesstraße 4 von New Hampshire nach Vermont.
Einsam steht das schöne weiße Farmhaus an der Straße und ich entwickle Gruselszenarien. Alte Frau mit hinterhältigem Blick öffnet knarrende Tür. Überall Spinnweben, ein verrückter Alter bastelt an einem Pick Up herum und schaut feindselig. Tür des Zimmers lässt sich nicht verriegeln. Nachts geht die Tür auf. Die 2 Irren schleppen uns in die Scheune und foltern uns.



Alles kommt anders. Die freundliche Tory öffnet uns die Tür des wunderschön restaurierten Hauses. Ihr Mann Barry stellt sich vor und Logan, den riesigen alten Haushund, der ziemlich stinkt, mir aber freundlich die Hose vollsabbert. Wir ziehen die Schuhe aus und leben hinfort im Barfußland.
Das Zimmerchen heißt Maple und seine Klimaanlage ackert tapfer die schwüle Hitze hinaus.
Ich falle in einen tiefen Schlaf, während draußen ein heftiges Gewitter tobt.
Erholt aber mit schwerem Kopf wache ich auf, um ein bisschen mit den Gastgebern zu plaudern.
Tory ist Kalifornierin und sie betreiben die Farm seit 4 Jahren.
Manchmal hat sie Heimweh nach dem Ozean und vermisst das Reisen. Barry arbeitet als Geo-Ingenieur und pendelt alle 6 Wochen nach Kalifornien und wieder zurück.
Über Woodstock erfahre ich, dass dessen Einwohner eine bunte Mischung von Einheimischen und Zugezogenen sind, während Bridgewater das genaue Gegenteil ist. Jeder Fremde wird mißtrauisch beäugt und im Regen stehen gelassen. Besonders fies soll der Sheriff sein, wenn man mit fremdem Autokennzeichen nur ein paar Meilen zu schnell unterwegs ist.
Also Finger weg von Bridgewater und danke für die Warnung.
Einen Strafzettel habe ich bereits in Hanover ausgefasst. Es dauerte eine ganze Weile, bis wir herausfanden, warum ich 30,- $ zahlen soll: Ich parkte gegen die Fahrtrichtung am Straßenrand. Das ist hier verboten.

















10. Juni: Diner & Co

Heute werden wir die Eltern von Matt kennenlernen, die 3 Jungs haben. Da wird ein Mädchen gerne gesehen. Wir werden uns in einem Restaurant in Woodstock treffen und gemeinsam essen. Ich bin schon gespannt.
Franzi und Matt haben für uns eine kulinarische Tour zusammengestellt, die wir gestern abend mit dem nicht zu vermeidenden Lobsteressen im Weathervane Seafoods beendeten. Lobster- oder Hummeressen ist eine einzige große Sauerei. Man isst von den Viechern nur die Scheren, Beine und das Prachtstück von Schwanz. Den alleine herauszupulen ist die Hölle. Freundlicherweise übernimmt dieses Gereiße, Geknacke, Drehen und Zerfetzen Matt. Dabei muss man aufpassen, dass man den grünen Magen rechtzeitig entnimmt, der einem den Spaß ordentlich verderben kann.
Aber erst einmal heisst es warten, denn der Andrang ist groß. Heute kostet der Twin Lobster nur 19,90 $ und das ist ein cooler Preis, den man sonst locker für einen zahlt.  Die Leute sitzen wie in einem Wartezimmer im Eingangsbereich und werden aufgerufen, wenn etwas frei wird.
Vom Dach rinnen mittlerweile Sturzbäche eines Unwetters, das auf Lebanon niedergeht.
Als Werkzeug mitgeliefert werden Plastikschürzen, Panzerknacker (ähnlich einem Nussknacker) und eine kleine Plastikgabel, um das köstliche Fleisch aus dem geknackten Panzer zu ziehen.


Die Scheren schaffe ich ganz gut und finde sie besser als den Schwanz, der ein wenig durchwachsen ist.

Mittags waren wir in einem schrulligen Diner mit Wachstuchdecken und einer hochschwangeren Kellnerin mit hochrotem Gesicht. Mit ihrem gewaltigen Bauch trifft sie einmal Matt, der leicht angeschlagen wirkt. Die Speisen sind weniger gut als im ersten Diner aber das Ambiente ist einmalig. Eine Fotowand zeigt die verhärmten Gesichter der Geschäftsgründer, die Klimaanlage rasselt vor sich hin, von Klebeband in der Mauer gehalten. Die Kids frühstücken, während wir die Hamburger Steaks verkosten in den Varianten mit oder ohne Paprika.
Das ist Shyrl's Diner
Hamburger Steak gut, Kartoffelpüree naja, Soße aus einer furchtbaren Galaxie
Das ist 4 Aces


Liver and Onion, großartig!

Farmhouse Inn


Die Farm hat früher den Robinsons gehört. Die haben ordentlich geschuftet und ihre Scheune und ihren Silo vollgestopft mit den Erträgen ihrer riesigen Felder. Tory zeigt mir die mächtige Scheune, die in den Hügel gebaut wurde, sodass man nach hinten aus dem obersten Stockwerk auf eine viele Meter höher gelegene Wiese tritt, von der man ins Tal schaut.









In der Scheune wohnen ein nettes Pferdchen, zahlreiche Hühner, Katzen, keine Kühe mehr, dafür der hellgelbe Ford Mustang, mit dem Tory hin und wieder ausreitet. Er ist so etwa 10 Jahre jünger als ich und das sieht man ihm an. Ich darf ihn aus der Scheune fahren. Der zarte Zündschlüssel lässt das Untier zum Leben erwachen. Mit etwas Gas röhrt die Maschine anfangs etwas unwillig aber wunderschön. Voller Ehrfurcht lausche ich dem Sound amerikanischer Autobaukunst, als begrenzte Rohstoffe und die Umwelt noch kein Thema waren. Die Lust der Verschwendung in dieser verführerischen animalischen Ausführung.

Um die Scheune nicht platt zu machen, überlasse ich es Tory, rückwärts einzuparken.

Eine Besonderheit der Scheune ist der eingebaute Holzsilo. Meistens stehen die Silos neben der Scheune. In den langen schneereichen Wintern rutschen dann die Schneemassen von den riesigen Dachflächen herunter und verschütten die Zugänge zu den Silos.
Die Dimensionen im Inneren sind beeindruckend und ich sehe die Robinsons ihren Kuhstall ausmisten und aus dem Fenster in den Hof schauen. Sie haben keine Zeit, sich vorzustellen, was mal aus ihrer Scheune wird. Sie leben ihr hartes Farmerleben.
Der Boden im ehemaligen Kuhstall ist von Urin zerfressen und die tragende Struktur braucht Unterstützung durch eingeschobene Balken. Das machen Tory und Barry selbst, würden sich aber über helfende Hände jederzeit freuen. Wer fühlt sich angesprochen? Es winkt ein Urlaub am Bauernhof.
Eine weitere kleine Scheune dient Veranstaltungen.
Wir plaudern über den Unterschied zwischen Besitzen und Benutzen. "Sharing" ist der Schlüssel. Dieses Ensemble ist so prächtig, dass es einen Einzelnen überfordert.
Nur Dagobert Duck fühlt sich wohl beim einsamen Bad in seinem Geldspeicher. Hier fällt mir auch der Eastman Lake ein in seiner Schönheit und wie schade es ist, dass nicht mehr davon etwas haben.
Barry hat mir eine Karte ausgedruckt, die uns helfen soll, die Gegend ein wenig zu erkunden. Tory trägt in die Karte die Stellen ein, wo der üble Sheriff von Bridgewater lauern könnte. Jedoch, meint sie einschränkend, wenn er dich kriegen will, kriegt er dich.
Inzwischen treffen neue Gäste ein. Zum Wochenende ist alles ausgebucht.
Beim Frühstück lernen wir ein Paar aus Kalifornien kennen, die ebenfalls wegen der Graduation hier sind. Sie quetschen uns Exoten aus, bis ich den Spiess umdrehe. Schließlich sind sie die Exoten.
Wir kommen doch aus Österreich.
Man kann überall durch die Hügel mit dem Auto fahren, wenn auch z.T. auf Schotterpisten, weil überall meist schmucke Häuschen im Wald versteckt sind. Dick gegen Insekten aller stechenden Art eingesprüht verlassen wir unser Auto und wandern den Weg weiter.
Ein Elektromobil steht in einer gepflegten Gartenanlage. Aus der Blumenpracht ragt das Gesäß der Besitzerin. Kein Elch, aber irgendwas Dachsartiges wackelt ins Gebüsch. Hin und wieder rast ein Pickup an uns vorbei und wir werden vorsorglich gewarnt, nichts falsches zu tun.
Und dabei hatte ich mich so auf das Fallen stellen gefreut.
Mein Wortschatz im Amerikanischen wächst:
Bugbites sind Gelsenstiche und wenn es juckt, dann kratzt man: 
If it is itching, I am scratching.
Die Tour endet wie so oft in einem Privatbesitz, der Overlook Farm. Tatsächlich gibt es ein zumindest partielles Panorama, weit in dieses unendliche Hügelland der Appalachen hinein, so grün, so wild, von menschlicher Nutzung kaum was zu sehen.
Aus tiefer Verbundenheit zum Farmland Inn, entsteht eine bäuerliche Version von "Chicken Fried", vielleicht die endgültige:
Tory und Barry sind zutiefst bewegt.

Endlich ist es soweit. Wir treffen uns um 18.00 Uhr mit unseren Anwälten. Die Eltern von Matt sind solche und Treffpunkt ist das Simon Pears, ein erlesenes Restaurant, das ein unternehmerischer Geist auf eine Glasbläserei gebaut hat. Die Idee: Gut essen, dann Shoppen im Giftshop, natürlich Glas. Mittlerweile hat Simon Filialen.
Nach einem Toast unserer Gastgeber stoßen wir an und das Dinner beginnt.
Etwas überfordert folge ich den eloquenten Gastgebern mitsamt ihren 3 prächtigen Söhnen. Unsere Tochter erstrahlt wie eine Prinzessin und zarte Pflänzchen gegenseitigen Kennenlernens keimen.
Die Klimaanlage rauscht beängstigend und das bei riesigen geöffneten Fensterflächen.
Ein Irrtum, wie ich erst nach einiger Zeit feststellen muss: Das Restaurant sitzt direkt über den tosenden Elementen eines Wasserfalles. Ich werde gebeten, den Rotwein auszuwählen und bitte um "Sinnfändel",
Stewart und Stefanie

Cole, Zac und Matt

Franzinator

weisse Hosen

Die Klimaanlage und ich
meine damit Zinfandel und werde von Stefanie zur Wahl beglückwünscht. Stewart ist voller Energie und beherrscht die Kunst des Entertainments und der Kommunikation beeindruckend. Franzi spricht er ausschließlich als "Franzinator" an und die hat offensichtlich nichts dagegen einzuwenden. Alle sehen wir blendend aus und der Wasserfall bestätigt das.
Um 21.00 verabschieden wir uns vorläufig.


11. Juni : Vor dem Commencement


Gestern begann das Programm um 10.00 Uhr in einer riesigen Mehrzwecksporthalle mit einer Feier für die Klasse von 2011 und einigen Ehrungen für außergewöhnliche Leistungen. Es ist heiß drinnen, kübelt draußen und zu Beginn rasen 2 Feuerwehrtrucks über die Straße vor der Halle. Globale Elternschaften drängen sich auf provisorischen Tribünen, die Klasse (so um die 1000 Studenten) sitzen am Boden.
Es folgen Reden des Klassenvertreters, der Professoren, des Präsidenten, die Ehrungen.
Franzi wird wegen ihrer Note 3.99 geehrt (salutorian). 2 haben die 4.0 erreicht (valedictorian).
Als ich vom Fotografieren (katastrophales Ergebnis) zurückkomme, fragt mich ein Mann, ob das meine Tochter sei. Er gratuliert mir und fragt, welches Miststück ihr ein A-minus verpasst hat. So läuft das hier, alle freuen sich über die Leistungen aller. Irgendwie beeindruckend.

Anschließend begehen wir den Fehler, einigen Kommilitonen zu gratulieren, was zu einer fühlbaren Verstimmung führt. Gratuliert wird erst morgen. Heute steht ausschließlich die eigene Tochter zur Gratulation zur Verfügung, ist das klar?
Wir lernen im Russenhaus 2 Professorinnen kennen, die Franzi nicht mehr hergeben wollen. Auch wir wollten das nicht.
Links: Emilie







Es regnet immer noch.
In Norwich, ein paar Kilometer von Hanover kaufen wir Rotwein von Hillinger und eine Beerenauslese aus Illmitz.
Bei Wal Mart Blumen für unsere Gastgeberin.
Um 16.00 Uhr ist Dinner im Haus am See, eigentlich als Gartenparty konzipiert. Eine Cateringfirma sorgt für das leibliche Wohl. Bitte keine Begegnung mehr mit Lobstern.
Dafür mit Debbie, Laura, Andy und Scott. Emilie ist mit ihrer Familie da, Eltern, Großeltern. Vor 3 Jahren hat sie uns in Zurndorf besucht. Alle wirken selbstbewusster und entspannt.
Nach dem Dinner gehen die meisten und wie auf ein geheimes Zeichen strecken die Verbliebenen ihre Beine aus auf die Tische und zeigen Socken.

Nicht zu spät brechen wir nach Woodstock auf und verfahren uns heillos und hirnlos im Dschungel von Interstate 89 und 91 und kommen erst nach mehr als einer Stunde im Farmhouse Inn an.

12. Juni: Day of Commencement

Die spannende Frage lautet: Wird es schütten?
Dafür sind wir mit Regenponchos gerüstet, lustig wäre es auf keinen Fall, 4 Stunden auf der feuchten Wiese auszuhalten. Natürlich wird es mit der Zeit knapp, weil die Anfahrt und der Andrang gewaltig sein werden. Am Ortsrand gibt es ein Commencement Parking, das den Stress eines Staus nimmt, dafür aber einen viertelstündigen Fussweg beschert in Schuhen, die repräsentativ sein sollen, nicht zum Wandern. Der Himmel grau verhangen, hält dicht. Als würde in einer dünnen Plastikhaut ein Ozean über uns schweben. Die Ehrung von Franzi beschert uns exclusive Sitzplätze kurz hinter den Reihen der class of 2011, also kein Gerangel um Plätze. Scott und Stefanie sind unsere Nachbarn und Guides bei der Zeremonie. Der Pomp haut rein, Gänsehaut, Hogwarts. Ich warte auf Dumbledore. Er kommt, gefolgt von seinen Dekanen, Professoren in prächtigen Roben.
Die Farben sind ein Code für die School. Rot ist Harvard.
George Bush sen. und Gattin sitzen auf dem Podium neben anderen Ehrengästen und Präsidenten von Dartmouth Jim Yong Kim alias Stinky Pete, wie wir nachher in der Rede von Conan O'Brian erfahren werden. Alle sdreht sich natürlich um die Graduations und hunderte Elternpaare warten gespannt darauf, den Namen ihres Nachwuchses zu hören und versagen dann reihenweise, davon ein Foto zu schießen.
Auch die beiden Valedictorians dürfen reden. Das sind die mit dem Notenschnitt von 4.0, eine gewaltige Ehre. Zur Vorbereitung haben sie etwa 2 Tage Zeit, es sei denn, sie hätten von Anfang an darauf hingearbeitet und die Rede innerhalb der gesamten Studienzeit verfasst. Franzi und Matt finden die beiden ziemlich anstrengend.
Alle fiebrn der Rede von Conan entgegen, ein gewaltiger Star in Amerika, vielleicht vergleichbar mit Harald Schmidt.
Es ist verdammt schwer, den Reden zu folgen. Daran kann auch die Untertitelung auf englisch wenig ändern, weil sie voller Fehler ist. Dafür gibt es alles zum Nachlesen, bitte mal ausprobieren:
Die Rede ist rotzfrech und ein toller Kontrastpunkt und der Kerl versteht sein Handwerk. Das Publikum lacht Tränen. Bei der Ehrung Bushs halten einige Studenten Protestplakate hoch, was mit einem kollektiven Aufstehen und demonstrativen Applaus für den Ex-Präsidenten beantwortet wird.

Dann endlich die Graduations. Abwechselnd lesen 2 Studenten die Namen der Studenten vor, die dann auf die Bühne stürmen, Handshake und Foto mit dem Präsidenten Jim Yong Kim   und runter von der Bühne. Ein flotter Takt entsteht. Dennoch dauert die Zeremonie fast eine Stunde. Durch das blöde Knipsen verpasse ich die simple Wahrnehmung meiner Tochter und das Foto, naja. Wo ist sie?
Dann endlich:

Immer wieder werden Hüte entwendet





Und nun die Vorstellung, das ganze würde in Deutschland oder Europa stattfinden. Schwer vorstellbar. Denn da leben Wissenschaft und Forschung und deren Institutionen versteckt vor der Gesellschaft. Die Studenten dürfen zwar ihre Städte prägen, Studentenkneipen geben  so mancher Altstadt den besonderen Reiz. Aber die Leistungen werden unter die Tische geschoben, auf denen der Bummelstudent verkauft wird mit seinem Lotterleben. Auch hier wird gesoffen und Marihuana und Haschisch geraucht. Auch hier wird die Sau rausgelassen, aber am Ende feiern Alle eine große Party und zeigen Allen, die es geschafft haben, dass sie großartig sind.
Es hat nicht geregnet, allerdings auch wieder mal kein Elch, ausser Conan.
Ich bin froh, dabei gewesen zu sein, bei dieser Initiation und gratuliere Vielen, die ich mittlerweile kenne und die uns z.T. in Zurndorf besucht und mit uns Zeit verbracht haben: Emilie,aus Princeton, Long aus Shanghai, Robin aus Mexiko mit Vorfahren aus dem Schwarzwald und Val vom Schwarzen Meer, Bulgarien.
Und ich freue mich mit ihnen.

Sha Long



unser eigenes Filmchen:





Rückblende 12. Juni: After Commencement oder wie BMW in USA funktioniert.

Nach dem Commencement sind wir platt und treffen uns am See zum Lunch. Füße auf dem Tisch hängen wir ab und sind zum ersten Mal mit Stewart allein. Er nutzt die Gelegenheit, uns mit einer Anekdote aus seinem Leben zu beglücken, die alle andern längst kennen.
Als er 1961 einberufen wurde, ging es um den Vietnamkrieg. Keiner wollte da hin, weil der Krieg so hässlich und unpopulär war. 
Es wird in 2 Kategorien die Tauglichkeit geprüft: In technischen Dingen und eine Art von Intelligenztest.
Beim Intelligenztest, alles Multiple-Choice-Fragen erreicht Stewart den Höchststand, während er beim praktischen Test alles unterbietet, was es bisher gab, sodass er immerhin mit der grössten möglichen Diskrepanz zwischen Hirn und Geschicklichkeit einen neuen Rekord aufstellt.
Als ihn der Arzt wegen seines Rückens sofort für untauglich erklärt, fragt er ihn, warum er denn so geschwindelt habe beim praktischen Test, wo doch sein Rücken ein sicheres Ticket in die Freiheit sei.
Doch das hat er nicht und keinen einzigen Cableboy sollte man mit Reparaturen an Autos oder irgendwelchen Haushaltsgeräten betrauen. Sie werden das Ding garantiert völlig ruinieren, eine Mitgift der bereits ungeschickten aber hochintelligenten Vorfahren.

Und nun muss Stewart feststellen, dass sein Bi Emm Dabbeljuh einen Platten hat.
Nun ist es so, dass ein BMW-Reifen nicht einfach ein Reifen ist, er ist auch nie wirklich platt. Man kann damit weiterfahren, nur nicht so schnell. Was man nicht damit machen kann, ist zur nächsten Tankstelle zu fahren und das Ding flicken zu lassen. Und nun zeigt BMW-USA was sie für ihre erlesenen Kunden tun. Innerhalb einer Stunde ist ein Abschleppwagen da und schleppt den Wagen nach Boston ohne Kosten.
Beeindruckt stehen wir am Fenster und schauen in den Regen.

13. Juni: Boston

Wir checken aus dem Farmhouse Inn aus, nicht ohne ausgiebig zu quatschen und ohne ein Abschiedsfoto.
Es gibt ein Video, das auf der Farm im Winter gedreht wurde. Dazu gibt es die sogenannte Bluegrass Musik, die eine rein akustische Countryrichtung darstellt:



Am Nachmittag erreicht uns die Nachricht, dass der BMW repariert ist, d.h. 4 neue Reifen, nichts besonderes nach 4 Jahren.
Matt soll ihn abholen und vorläufig fahren. Dazu brechen wir zu Dritt nach Boston auf. Jutta bleibt alleine im Haus und begegnet, als sie die Mülltonnen holt, die geleert wurden, einer Maus.
Sie flieht, ohne angegeriffen zu werden und hat das Haus endlich für sich ganz allein.
Die Fahrt dauert etwa 2 Stunden und ich lerne ein paar neue Wörter:

In the boonies meint am Arsch der Welt oder in der Pampa, also wo wir her kommen.
Hicks sind diejenigen Bewohner der boonies, denen es an Bildung, gutem Benehmen, Kultur mangelt, also echte Landeier.
We meet at like 4 p.m. 
der Gebrauch von "like" in dieser Kombination erspart, zu sagen: I would say.
Wir treffen uns also sagen wir um 4 und meint studentische Unschärfe bei Zeitangaben.
Geezers sind alte Knacker und können from the boonies sein.

BMW Boston gleicht dem Pentagon, ist edel und riesig, die Werkstatt, ein Luxuskrankenhaus für die BMWehWehchen der Luxuskarossen.
Ein Chauffeur bringt den Wagen und Matt steigt ein.
Wir verbringen den Abend im Haus der Familie in Newton, einer gediegenen Suburb von Boston.
Ich geh laufen. Steward leiht mir Shirt und Shorts, Google Maps zeigt mir die Gegend. Ich zeichne eine Skizze der wichtigsten Straßen, denn ich möchte nicht irgendwo im Dunkeln bei den Bullen fragen, ob sie mich zurückbringen können.
Danach gibt es Essen vom Chinesen, Alle Jungs sitzen vor dem Megascreen und ziehen sich ein Eishockeymatch rein. Ich ziehe die Küche vor und interessante Gespräche mit Stefanie und Franzi über dies und das. Ein aufregendes Thema ist die Religion, insbesondere in der Ausprägung des gefährlich bekehrten Freundes von Matt, der immer mal wieder zu Besuch kommt.
Zutiefst ist sein Kopf von Gott bewohnt und bewirtschaftet. In unserer Gegenwart ist nichts davon zu bemerken. Entweder hält er uns für hoffnungslose Fälle oder irgendein Taburiegel hindert ihn, seine engsten Freunde mit religiösem Zeug zu bekleckern.
Stefanie versteht nicht, wie sich wissenschaftliche Betätigung und religiöse Überzeugung unter einen Hut bringen lassen. Ich meine, für ein Göttchen ist in jedem wissenschaftlichen Setting ein Plätzchen.
Gib mir einen String und ich finde ein göttliches Schwingungsmuster.
Es ist ein toller Abend in einer aufregenden Familie.
Als ich um halb Neun aufwache im Zimmer von Zac, dem Ältesten, lese ich meine Mails.
Jutta hat in der Nacht einen Horrorfilm geschaut, indem Charlize Theron in einem Appartement allein ist und verrückt wird, vielleicht nicht die beste Wahl.
Ich frühstücke mit dem Haushund und wir brechen um halb Elf auf nach Norden zu Jutta ins Haus, um das Schlimmste zu verhindern.



Eastman Lake


"WIR SIND DIRK"
Das wäre die einzig würdige Art und Weise, wie sich UnkenSPIEGEL für seine Meckerei entschuldigen könnte. 
Im sechsten Spiel schlagen die Mavericks Miami Heat und gewinnen damit die NBA Championship. Sie werden nie erfahren, dass sie diesen Sieg Jutta mit der Zauberkappe verdanken, die rechtzeitig vor dem sechsten Spiel von UPS geliefert wurde und die sie während der gesamten TV-Übertragung nie absetzte.
Die Siegerparade bezahlt Mark Cuban, der Besitzer des Clubs. Das gehört zu dessen Aufgaben, nicht die Bezahlung der Spieler. Dirk wird seine persönliche Triumphparade in Würzburg geniessen, das mächtig stolz auf ihn ist.
So macht man Sieger



14. Juni

Heute findet ein Ritual statt, das Stewart ungefähr so beschrieben hat:
Take out the old stuff, burn it down and get to a new level!
Das heisst ausmisten und wegschmeissen. Dabei fallen für uns ein paar coole Shorts und Hemden ab,
die hoffentlich noch in den Koffer passen.



Danach ist das Haus nicht mehr wieder zu erkennen. Es dauert doppelt so lang, es zu durchqueren, wie vorher.

15. Juni

Bei der zweiten Umrundung des Eastman Lake beobachten wir, wie eine Familie ein Tretboot benützt und dabei Schwimmwesten trägt. Ich könnte das nachvollziehen bei schwerem Seegang auf offener See.
Der Eastman Lake ist heute zwar vom Wind leicht aufgeraut, bleibt aber dennoch ein kleiner See von vielleicht 2 km Länge. Also wozu Schwimmwesten?
Weil sie zu dritt auf dem Boot sind. Jederzeit könnte ein Familienmitglied absichtlich oder unabsichtlich die anderen Familienmitglieder angreifen und das Boot in Gefahr bringen.
Weil jederzeit Terroristen mit einem Schnellboot angreifen könnten.
Weil Gott jederzeit versehentlich eine Sintflut auslösen könnte.
Weil die Navy gerade ein Manöver auf dem See mit scharfer Munition haben  könnte .
Weil ein zweites Touristenboot mit der Lenkung nicht klarkommt.

Also: Gründe genug.

Ein älterer Herr spricht uns an und fragt, woher wir kommen?
Ich antworte: From Austria. We are living in the boonies.
Er lacht.
Neues Vokabular ist wie neue Schuhe: Am besten gleich anziehen und damit rumrennen.

Learning American today:
Bust ist der Versager, ein Blindgänger, eine Niete

Wir besprechen den Unterschied zwischen Looser und Bust.
Bust hätte eigentlich Chancen, nützt aber keine und bleibt durchschnittlich.
Zuweilen rutscht er noch tiefer.
Von seinem Bruder Looser hat man gar nicht erwartet, dass er was bringt.













Nach der Wanderung bringen wir massenhaft Plastiksäcke mit Wäsche zu einem Sammelcontainer in West Lebanon. Case closed.
Einkauf im Hanover Coop für das Abendessen. Ich koche eine Lasagne.
Ein Gewitter zieht auf und taucht die Interstate in ein überirdisches Licht.

16. Juni

Mittlerweile planen wir für die nächsten Tage noch einen kleinen Road Trip nach New York. Wir würden noch mehr vom Land und endlich etwas vom Meer sehen.
Erst einmal nach Hampton, einem Ort an dem winzigen Stück Küste, mit dem sich New Hampshire an den Atlantik wagt.
Über Boston geht es nach Plymouth, auf der 195 Interstate die Küste lang nach New London.
Mit der Fähre nach Long Island, um dort einen Tag in den Hamptons zu verbringen.
Zum Flughafen, dort Hotel, Auto abgeben und einen oder 2 Tage für New York. 
Vielleicht Aufbruch am Freitag, d.h. fast eine Woche dafür.

Zum letzten Mal baden wir im Eastman Lake und verabschieden uns anschließend von Hanover.

Ebenso zum letzten Mal fahren wir zum Haus am See über die Strasse, die uns so wirkungsvoll die Fahrt mit einer Achterbahnfahrt ersetzt hat.

Mit einem kräftigen Regenguss spült uns die Sunapee Region nach Süden, dann nach Osten Richtung Meer. Essen unterwegs aus dem Supermarkt: Herrlich frisches Sushi und California Maki und endlich mal kein gebratenes Zeug. Insgesamt fahren wir etwa 3 Stunden.
In Hampton parken wir am Nordstrand und rasen ans Meer. Ein verhangener Himmel bei milden Temperaturen kann nicht die Freude am Atlantik vermiesen, der gegen eine Küstenlinie mit Sandstränden brandet, die gesäumt ist von bescheidenen bis prächtigen privaten (what else?) Häuschen mit eigenem Strandzugang.










Wir nutzen brav die wenigen öffentlichen Zugänge.
Ein paar Surfer warten vergeblich auf die Welle und paddeln geduldig durch die Dünung. Der Strand ist sauber, das Wasser eisig und nur wenige wagen sich zum Schwimmen hinein.
Auf einer Veranda sitzt eine Gruppe, rauchend, quatschend, Bier trinkend. Als ein paar Tropfen Regen fallen sind sie weg. Ich könnte stundenlang so durch den Sand gehen, würde da nicht die Parkuhr rufen.
Wir checken im Best Western in Hampton so gegen 4 p.m. ein und machen uns nochmal auf den Weg zum Strand, diesmal mit Badehose und Handtuch.

Hampton Beach liegt im Süden und ist der eigentliche Badestrand. Breit und sandig hat ihn die Ebbe freigegeben und immer noch strömt das Wasser durch Priele zum Meer. Es gibt sogar 2 Sanddünen, die allerdings z.T. mit Glasscherben übersät sind.Überlaufen ist es nicht gerade. Prächtige öffentliche Badeeinrichtungen stehen zur Verfügung mit wahren Luxusklos.
Jutta kann sich nicht zurückhalten und fotografiert das Häuselinterieur. Den Weg zurück nehmen wir über den Boulevard und da erschließt sich die zweite Seite: Grindige Souvenirläden wechseln sich mit ebensolchen Spielhallen ab. Tätowierte sitzen mit Bier vor herabgekommenen Motels. Der ganze prächtige Strand gehört einem schwer mitgenommen wirkenden Publikum, das wie Zombies herumzieht. Polizei ist überall präsent, dezent im Hintergrund.
Wir setzen uns ins Auto und entfliehen dem Strand der Verzweifelten an der Küstenlinie entlang nach Rye, um irgendwo zu essen.
Dabei überqueren wir einen sozialen Äquator. Die Villen werden immer prächtiger, gepflegte Rasenflächen, adrette Gärten, englisch nobel, fast kleine Schlösschen. Während die Sonne langsam ins Land sinkt, ankern wir im fantastischen Ray's Seafood und lassen es uns gut gehen. Haddock ist Schellfisch und Clam Chowder ist eine  weisse Cremesuppe aus Venusmuscheln. Dazu ein Bud light, "cold beer on a Friday night" sozusagen.
Fish and Chips














Die amerikanische Flagge weht hinter einer Plastikplane in ein rötliches Licht getaucht in der Abendbrise. Und sie weht für alle in diesem Land, auch die Verzweifelten, solange die es zulassen.
Und natürlich für uns.


Samstag, 18. Juni

Auch wieder etwa 3 Stunden geht es nach Süden über Boston nach Cape Cod. Breitengradmäßig entspricht unser Trip von Hanover nach New York etwa von München bis nach Rom.
Es wird zunehmend sonnig, die Wolken leichter, zarter und die Klimaanlage willkommener.
Die Skyline von Boston taucht plötzlich auf, wird so richtig imposant, als es über den Charles River geht und verschwindet mit uns im Strassentunnel. Danach begleiten uns wieder einmal diese unendlichen Mischwälder, keine Palmen. Das ist doch kein echter Süden. Man sieht auch nie aufs Meer und so sind wir auf Karten angewiesen. Am als ruhig und schön gepriesenen Sandwich vorbei, landen wir plötzlich am wunderschönen Sandstrand von Craigville Beach im Süden der Halbinsel, die auf deutsch Kap Kabeljau heisst und da im Centerville Corners.











Das Motel liegt an einer Strassenkreuzung und ist etwa 15 min. zu Fuß vom Strand entfernt.
Immerhin sind wir früh genug, um noch einen ganzen herrlichen Nachmittag dort zu verbringen und endlich schwimmen zu gehen. Jutta ist endlich am Ziel ihrer Träume, so wie Tigerente, die nicht eher Ruhe gab, bis sie in Panama ankam (Stimmt so nicht ganz, weil Panama ja überall ist!)
Zitat Jutta: "Und sie wälzte sich den ganzen Nachmittag wie eine Bekloppte im Sand. Völlig paniert ging sie dann nachhause"

Craigville Beach
Jutta war die erste














Während ich gerade poste fragt mich ein Typ, was ich mache, "Stock Market?"
Ich verneine: "I don't need this thrill"
Er nickt verständnisvoll. Die Aktien stehen wohl nicht so gut.

Diesmal lese ich im Spiegel wirklich überraschendes. In einem Vergleich der politischen Rhetorik zwischen den USA und Deutschland fallen die deutschen Politreden durch.
Niemand traut sich, sich zu seinen Ansichten zu bekennen und Position zu beziehen. Es wird laviert und darum herum geredet. Interviews müssen autorisiert werden. Das gibt es bei den US-Politikern schon mal gar nicht. Was gesagt wird, ob holprig oder kantig, ob dumpf oder brilliant geht auch so raus, unplugged. Die Reden im Kongress oder Senat sind engagiert und drücken politische Überzeugungen aus.
Das Lob schließt ausdrücklich das politische System aus. Immerhin.
Den geistigen Wettkampf zwischen alter und neuer Welt zu beobachten, gewinnt eine andere Qualität, wenn man es aus der Neuen Welt betrachtet. Ein wenig fühle ich mich dann doch auch als Amerikaner angegriffen. Es fällt auch  aus der Distanz eine gewisse skeptische Grundierung der Europäer auf.




Dunkin' und Tanken

Das bleiben Problemzonen. Beim Tanken gelingt es mir bei Hess wieder einmal nicht, an der Zapfsäule mit der Kreditkarte zu bezahlen. Diesmal wird plötzlich und unerwartet ein Zipcode erwartet, den ich natürlich längst nicht mehr weiss. Ich werde aufgefordert die Kasse (cashier) aufzusuchen. Ich erwerbe dort wiederum mit Kreditkarte ein Guthaben von 30,-$, gehe zur Zapfsäule, worauf diese haargenau dieses Guthaben in Regular verwandelt und einfüllt. Jede Transaktion, jedes Bezahlen im Restaurant sind ein wenig verschieden. Das hält uns geezer (wer weiss noch, was es heisst?) fit Umgerechnet kostet der Liter derzeit etwa 0,70 €.

Beim Dunkin' Donut bekommen wir morgens das richtige mit unserer gebetsmässig vorgetragenen Formel: „Plain, with nothing in it“, richtig guten Espresso. Der Junge fragt uns verblüfft: „Where are You guys from?“ und erklärt uns, dass er kürzlich Wien und Salzburg besucht hat.
In Cape Cod wird es dann schwieriger, weil Jutta sich mit überforderten Mädels konfrontiert sieht.



Die Situation verbessert sich nicht, als sie „one shot“ statt „single shot“ bestellt. Nach dem Übergang zur Zeichensprache, um Mengen anzuzeigen, erhält sie aber schließlich einen perfekten riesigen Espresso mit erstaunlicher Crema.
Abends wird es dann aber mit ähnlichem Bestelltext ein großer Pott einfachen Kaffees.
Egal, es ist hier wunderschön, strahlendblauer Himmel und endlich richtiger Urlaub mit Abhängen.

Als die Sonne untergeht, fahren wir ins Zentrum von Hyannis. Der Hafen ist klein und beherbergt die Anlegestellen der Fähren nach Nantucket. Natürlich werden auch Autos verladen. Wir schrecken zusammen, als die Eagle markerschütternd das Horn zur Abfahrt bläst.
Auf der belebten Main Street setzt das Nachtleben ein. Zahlreiche Lokale laden ein und die Straße wird zum Laufsteg für den Autowahn. Oldtimer, Porsche, Muscle Cars aller Marken, Harleys, Klapperkisten, aus deren offenen Fenstern der Beat pumpt.
Ein JFK Museum ehrt die Familie, die hier in Hyannis ihren Stammsitz hat.
Besonders gespannt bin ich allerdings auf ein Denkmal, das dem Menschen gewidmet ist, der Ende des 17. Jahrhunderts das Gebiet der jetzigen Stadt für 2 Hosen und 20 britische Pfund an die Kolonisten verkauft hat. Wenn er die heutigen Immobilienpreise geahnt hätte.
Es handelt sich um den Native American Sachem Iyanno, aus dessen Name auch der jetzige Name der Stadt Hyannis abgeleitet ist. Was für ein Deal.


Wir essen an der Strasse und werden von Tatjana bedient, die auf meine Frage, woher sie stammt Weissrussland angibt. Die Muscheln sind großartig und das Defilee der bunten Karossen, aus denen manchmal die jungen Kennedys rausbrüllen, unterhält uns wie eine göttliche Komödie, Einzig Sachem Iyanno verzieht keine Miene seines stolzen bronzenen Gesichts.
Hyannis ist reich und keineswegs vergleichbar mit dem verzweifelten Hampton Beach von gestern, dafür aber teilweise frivol.


Jetzt zum Strand.
Raus aus dem Motel um elf denn Strandurlaub verringert die aktive Hirnmasse täglich um einige Prozent. Da baumelt wirklich alles, Seele, Kopf, Arme, Beine und Hirn.

Ab nach Long Island, ca. 5 Stunden Fahrt von Hyannis durch endlose Wälder mit ein paar spektakulären Ausblicken auf den Long Island Sound. Die Einfahrt nach New York ist zäh. Jedoch erreichen wir unser Ziel, ohne uns zu verfahren, lediglich mit einem Schmierzettel mit den wichtigsten Knotenpunkten und Straßennamen.


20. Juni: Queens, New York


Wir haben 3 Nächte gebucht im:











Floral Park Motor Lodge 

Das liegt in Queens/Nassau in der Nähe des Flughafens und geört noch zu NY City. Nach der entspannten Strandstimmung von Cape Cod fühlen wir uns im Hotel wie in einem Hochsicherheitstrakt, der uns gegen eine durchaus böse Umwelt abschirmt. Wie böse, erfahren wir, als wir vom pharmacie killer lesen.
Auf der Suche nach einem Restaurant wagen wir uns auf die Hauptstrasse, die Jericho Turnpike und trauen uns, nachdem wir die ersten Minuten überlebt haben, in die Seitenstraßen. Nette kleine Häuschen, eine Joggerin, saubere Straßen und schließlich die Bahnstation Bellerose. Pendler strömen aus dem Bahnhof.
Einen seriösen Typen im Anzug mit Aktentasche spreche ich an und frage ihn nach einem Restaurant. Er gibt uns bereitwillig Auskunft, empfiehlt uns eine Trattoria an der Turnpike und erklärt uns ausführlich, wie wir morgen nach Manhattan kommen und wie der Fahrkartenautomat funktioniert. Seine Firma hat eine Filiale in Wien.
Jericho Turnpike
In der Trattoria holt uns die Paranoia noch mal ein, als die Besitzerin und ein Kellner uns fragen, woher wir kommen, wielange wir bleiben und in welchem Hotel wir wohnen.  Die melden das sicher ihrer Bande und werden uns auf dem Rückweg überfallen. Während wir essen, tobt der Verkehr an uns vorbei und ein repräsentativer Querschnitt der globalen Community spaziert an uns vorbei. Über uns brausen Jets im Anflug auf den nahen Flughafen und die Dämmerung setzt ein. Den Rückweg überleben wir nur, weil sich die Bande verspätet hat und ein Bullenauto auf der anderen Straßenseite gehalten hat, um sich eine Pizza abzuholen. Wir freuen uns auf den erholsamen Schlaf in unseren Hochsicherheits-Queensize Betten in Queens.
Morgen werden wir Franzi und Matt in Manhattan treffen.


Dienstag, 21. Juni

Hochmut, Geiz, Wollust, Zorn, Völlerei, Neid und Feigheit sind die 7 Todsünden der Katholiken.
Habe ich etwas davon in dieser komplett abgedrehten Stadt bemerkt?
Die Frage ist belanglos, wenn man sich nicht zum Christentum bekennt. Ich halte es da lieber mit der Evolutionsbiologie und auf diesem Hintergrund erlebe ich New York vielleicht als einen Hotspot der Entwicklung des dritten Schimpansen, vulgo Herrn Homo Sapiens.
Da zeigen zumindest einmal ausser Hunden und Vögeln, vielleicht auch Ratten, Squirrels und Bettwanzen nicht viele andere Lebewesen Präsenz. Da hat die Zivilisation eine enorme Geschwindigkeit vorgelegt und einen Lebensraum geschaffen, der im Grunde genommen nicht mehr bekömmlich ist.
Am schlimmsten ist die erste Stunde nach dem Auftauchen aus dem Untergrund. Da wird man bestürmt von Informationen, Fragen, Werbung, Lärm, Bewegung, Stress pur. Es wäre sicher erträglicher, wenn amn von der Peripherie in die Stadt einwandert .
Man hätte mehr Zeit sich anzupassen.
Nun stehen wir aber an der 5th. Avenue und begehen sie schlicht nach Süden, wechseln auch mal auf den Broadway und ich habe das Ziel, die Brooklyn Bridge bis zur Mitte zu begehen.
Wir hatten heute morgen wieder einmal Hilfe. Ein Mädchen aus der Schweiz ist 3 Monate auf Sprachurlaub und ausgerechnet sie frage ich nach dem Weg. Sie hilft uns bis zur Penn Station und wir schießen ein verbotenes Foto in der Subwaystation.

Im Madison Park haben sich gerade Tausende Kinderwagen zu einer spontanen Demo versammelt. Sie fordern eigene Fahrstreifen auf den Straßen Manhattans. Wir unterschreiben eine Petition. Ein Mangel macht sich bemerkbar: Es gibt zuwenig öffentliche Klos und so laufen wir angespannt auf die Brooklyn Bridge mit bereits angespannten Blasen, werfen einen Blick auf die andere Seite und verharren kurz und andächtig beim ersten Bogen. Unter uns tobt der Straßenverkehr und bringt die gesamte Brückenkonstruktion zum Summen und vibrieren. 


Im nächsten Starbucks reihen wir uns ein in die WC-Schlange, um dann zum verabredeten Treffpunkt mit Franzi und Matt zu fahren. In der Metrostation frage ich einen älteren Bediensteten, ob ich die Metrokarte für uns beide verwenden kann, worauf er antwortet, nur wenn wir verheiratet sind und uns wirklich lieben. Er fragt, where are you guys from und erzählt von seinen Reiseplänen, demnächst: Budapest, Prag und Wien. Er will was vom Leben haben und den Kindern nicht das gesamte Erbe überlassen.
Andächtig erleben wir dann endlich nach einem Lunch die Führung über den Campus der ehrenwerten Columbia University. Um die 20.000 Studenten verschwinden hier in einem überschaubaren Viertel in Manhattan, unglaublich.




Mittwoch, 22. Juni

Die Stadt strengt an. Exhausting.
Es ist nicht ganz klar, ob sie den Menschen gehört, oder den Autos. Auffälliger und dominanter sind die Autos. Wird Zeit, dass sie das Schicksal der Dinosaurier ereilt und sie einfach aussterben. Es sind die lautesten LKW Motoren, die ich jemals gehört habe. Wir jedenfalls lassen unseren Mietchevy im Hotel und nehmen die Long Island Rail Road nach Brooklyn. Die ist kalt wie ein Eisschrank und wackelt über den Straßen der City entgegen . Kleine Häuschen augefädelt in ihren Starßenrechtecken ohne Ende, Höfe voller Schrott. Wir steigen aus: Marcy Avenue



Marcy Ave. Williamsburg
Jewish Community in Williamsburg (Brooklyn)
Matt sagt, es sei die am schnellsten wachsende jüdische Gemeinde in den Staaten. Und dabei kann man buchstäblich zuschauen: Eine ganze Armada, verschlossen blickender Frauen, schieben Kinderwagen über Gehwege und Straßen. Manche telefonieren. Oft sind die Wägen doppelt besetzt. Das Rollgeräusch der Kinderwagen. Frauen, die alle Perücken tragen, Rosemary's Baby. Männer sind vereinzelt zu sehen, ebenso telefonierend oder mit anderen Männern redend, alle in der orthodoxen Tracht.
Zum Thema Perücken recherchiere ich später:
Jutta findet in einer kommerziellen Bezirkszeitung eine Annonce, die für Perücken wirbt. Wigs sind Perücken.
Die Schulmädchen tragen erkennbar ihr echtes Haar.
Es gibt keine Cafés, Restaurants, dafür angespannte bleiche Gesichter. Religion macht krank. Das ist keine offene Stadt.
Eigentlich sind wir in Williamsburg aufgrund eines TV-Berichts, der das Viertel vorstellte als derzeit angesagter Ort mit einem Mix verschiedener Kulturen und einem künstlerischen Potential. Es gibt viele kleine Läden, man kocht hier selbst und kann gute Lebensmittel einkaufen. Ein Mädel im Film hatte studiert, stieg aber um auf Metzgerei, eigentlich ein Männerhandwerk. Sie setzte sich durch. Imposant.
Leider ist sie nicht auffindbar.
Eine andere Storyline handelte von einem Mädel, das aus der jüdischen Gemeinde ausgestiegen ist. Sie war so erleichtert und hat mittlerweile einen Collegeabschluss. Sie spricht ohne Hass aber eindeutig über ein  System der Zwänge und Unterdrückung. Sie ist eine Ausgestoßene. Von den Gemeindemitgliedern spricht niemand vor der Kamera. Gruselig.





Froh, aus Kinderwagenland raus zu sein, essen wir mexikanisch. Im hinteren Teil des freundlichen Restaurants sitzt eine schwarze Gang. Wer zum Klo will, muss an ihnen vorbei. Sie kassieren von jedem, der passiert, ein paar Dollar um das Geld für ihr eigenes Essen zusammenzukriegen.
Das ist natürlich Teil unserer launigen, fiktiven Tischunterhaltung.

Zurück in den Sündenpfuhl Manhattan.
Jutta kauft Andenken, während ich die Zeit für ein kleines Video nutze. Es ist die Ecke 7 th. Ave, 43 th. Street. Ein Hotel mit ein paar Basketballfans davor. Sie warten auf gedraftete Spieler, die nach ihrer Wahl zur NBA hier einchecken. Da könnte immer ein zukünftiger Superstar dabeisein.
The Video:
Danach Kino: Hangover, Teil 2
Nach dem Film endlädt sich mal wieder ein Unwetter und es schüttet in die Straßenschluchten.
50 Meter bis zu den "5 Guys" und einem Dinner durch den Regen.
Die Fast Food Kette ist streng gekachelt in Rot und Weiss, leicht zu reinigen, ohne jedes kuschelige Ambiente. Das hat den Charme von Aldi vulgo Hofer, ist aber kult wegen seiner Burger. Und die sind wirklich mit einem Mäccie nicht zu vergleichen. Nur die Brötchen sind auch von Pappe. Wir sind alle klatschnass und tropfen auf den Kachelboden.


Die Hoffnung

Die Post
Der Charme

Der Regen
 "5 Guys" 

Ein Sack voll French Fries regular, schmeckt besser als es aussieht.
Das war also New York für diesmal, we survived, wenn auch knapp. Kurz und schmerzlos nehmen wir Abschied von Franzi und Matt. Franzi kommt schon nächste Woche für einen Monat nachhause (also schmerzfrei).
Mit dem Pendlerzug fahren wir zum Hotel nach Bellerose und checken den morgigen Rückflug ein. Wir sind fix und fertig.










24. Juni, Zurndorf









Wir sind zuhause angekommen nach dem Direktflug New York, JFK Wien.
Gestern hatte es einen Zwischenfall am JFK gegeben, dicht an einer Kollision mit einer startenden Maschine. Das erklärt möglicherweise unsere Verspätung beim Start um fast 2 Stunden.
Unser Frühstück hatten wir bei Starbucks auf der Jericho Turnpike gegenüber von unserer Motorlodge, deren Frühstück bereits zu mehreren Todesfällen geführt hat.
Um die Jericho Turnpike zu überqueren, empfiehlt es sich, diesen Knopf zu drücken

Ich bin Fan von Coffee Mocca small

Jutta mag lieber Espresso doppio con panna
Gerade hatte es einen 4-fachen Mord gegeben. Ein Drogenabhängiger hat in einer Apotheke den Inhaber, einen Angestellten und 2 Kunden aus nächster Nähe abgeknallt.
Es ist ein seltsam unnötiges Verbrechen, weil der Junkie auch so an seine Schmerzmittel herangekommen wäre. In dem Artikel wird angemerkt, dass keines der Opfer die Chance hatte, sich zu verteidigen, weil New York die strengsten Waffengesetze hat.
Jedenfalls wurde der Killer soeben geschnappt und da stehen wir nach dem Checkout aus der Motor Lodge mit der Schlagzeile, froh, keine Apotheke gebraucht zu haben. Der Himmel ist völlig verhangen und es beginnt zu regnen. Queens möchte uns zeigen, wie traurig es sein kann, oder wie es darunter leidet, dass wir gehen. Ich möchte wenigstens einen Blick auf den Ozean werfen und dazu muss man Long Island nach Süden durchfahren, bis das Land endet. Das dauert überraschend lang und zeigt uns wieder einmal den Charakter einer Suburb. Millionen Straßenrechtecke mit teilweise adretten Häuschen und immer wieder grosse Malls mit allen Arten Supermärkte. Wir erreichen endlich den Atlantic Beach bei strömendem Regen und heftigen Winden. Hässliche Wohnblocks säumen diesen Beach der Gefangenen der Stadt. Graugefleckte Möwen lachen uns aus, als der Wind uns den Schirm zerfetzt .





Bevor sich der Nebel endgültig auf diesen Strand der Traurigkeit legt, an dem die Möwen für das menschliche Getue nur verächtliches grausiges Gelächter übrig haben, sagen wir:
"It's all set" Wir sind fertig für diesmal und fahren zur Leihauto-Rückgabe am JFK Airport.
Zuhause werde ich sicher erstmal starten ohne die Kupplung getreten zu haben.
Ich werde wieder spüren, wie ich Geld ausgebe, weil ich es physisch in die Hand nehme und jemandem überreiche. Das Leben mit der Kreditkarte ist flott und man gewöhnt sich daran, aber in Wahrheit ist die Kreditkarte wie ein Schlitz im Geldbeutel, aus dem es unentwegt hinausrinnt, ohne dass man es spürt.

Die Reiseliteratur war keine zufällige, sondern gewählt, die eigenen Eindrücke mit anderen zu vergleichen, auch Kontrapunkte zu setzen.

Die Bücherliste:

Jared Diamond: Der Dritte Schimpanse
Der Autor ist in Boston aufgewachsen und sein Werk verschafft mir Rüstzeug, die menschlichen Wesen des Landes vor einem umfassenden evolutionsbiologischen Hintergrund zu sehen.
Hochinteressant, brisant, Antibiotikum gegen Mystik, Rassismus und Gotteswahn, und weil Diamond auch witzig sein kann, ausgezeichnete Vorleseliteratur für den Strand.

William Gay: Nächtliche Vorkommnisse
Spielt in Tennessee, ist zutiefst amerikanisch und hilft mir, in den Nächten im Haus am Eastman Lake ordentlichen Grusel zu empfinden.

Wolfgang Büscher: Hartland
Ein klassischer Reisebericht eines Wanderers durch die Staaten von Nord nach Süden.
Ich finde sovieles wieder in meinen eigenen Erlebnissen. Nicht spektakulär, nicht schnell, aber authentisch und unterhaltsam.

Das Letzte: Chicken Fried (Final Version)


Nachtrag:

September 2011
Durch die Ausläufer des Hurricane "Irene" wurden die historische Holzbrücke und das Simon Pearce völlig zerstört. Der Wiederaufbau ist geplant.
Das Farmhouse Inn wurde ebenso durch die Fluten des Ottauquechee River einen halben Meter hoch überflutet. Die Scheune blieb verschont.